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nachDRUCK # 6

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Gastspiel

Emporlodernde

Figuren



Die Compañia Nacional de Danza aus Madrid mit Bella Figura | Foto: © Alba Muriel

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Bewegte Körper in einer fließenden Einheit - das ganze Ensemble tanzt synchron und oberkörperfrei in roten bodenlangen Kleidern. Eine vom Hals bis zur Taille unbekleidete Tänzerin lehnt sich in den dunklen Theatervorhang und wird sogleich von ihm umarmt und gehalten. Dabei werden ihr Oberkörper und ihre Brüste verdeckt. Nicht nur das Ensemble, auch das Bühnenbild ist in Tribute to Kyliánfortwährender Bewegung. Langsam versetzt fallende Vorhänge verdecken nur teilweise die Tanzperformance. Die Tänzerinnen und Tänzer agieren hinter und inmitten einer durchsichtigen Plane. Licht fällt versetzt und rückt dann doch die Performance ins Zentrum.

Die Compañia Nacional de Danza aus Madrid gastierte jetzt mit einem vierteiligen Abend, einer Hommage an den heute 75jährigen tschechischen Choreographen Jiri Kylián, in der Oper Bonn. Sie zeigte neben Werken von Kyliáns Weggefährten auch Kyliáns Meisterwerk Bella Figura.

Als erste Performance wurde das 35minütige Morgen, benannt nach dem schwermütigen Lied op. 27 n° 4 von Richard Strauss, vom Choreographen Nacho Duato dargeboten. Spannungsvoll begleiten sphärisch-sperrige Klänge des Komponisten Pedro Alcalde die 2022 uraufgeführte Produktion. Alcalde komponierte die Klänge in enger Abstimmung mit Nacho Duato. Die Choreografie ist inspiriert vom Gedicht Resumé der Amerikanerin Dorothy Parker. Das Gedicht wird zu Beginn und am Ende aus dem Off vorgespielt... Tänzerisch werden unterschiedliche Formen des Freitods angedeutet. Wenn eines der Ensemblemitglieder nach temporeichen Formationen beweglos am Boden liegen bleibt, schreitet und springt ein maskierter schwarzer Todesbote mit freien Oberkörper stolz und kraftvoll über die Bühne, der auch mal ein weißes Seil kunstvoll schwingt. Das ernste Thema Selbsttötung wird ein bisschen ironisch verklärt. Dem Abgrund der Selbstaufgabe und der Feigheit des Weglaufens wird stets ein Mut zum Weiterleben in der Gemeinschaft gegenübergestellt.

Danach folgt die 1998 entstandene schwungvoll-dynamische, etwa zweiundzwanzig minütige Performance Sad Case des Choreographen-Paares Sol León und Paul Lightfoot zu mexikanischen Mambo-Klängen. Fünf Tänzerinnen und Tänzer in blassen, silbrig hautfarbenen Bodysuits bewegen sich temperamentvoll und leichtfüßig mit effektvollen Gesten zu lebensbejahenden Rhythmen. Es wird in überschwänglichen Soli lustvoll ein breites Spektrum möglicher Bewegungen ausgelotet. Es folgt anstelle der ursprünglich angekündigten Choreographie Kübler-Ross ein Tanzsolo von Joaquin De Luz, künstlerischer Leiter der Compagnie. Mit Leichtigkeit, dramatischem Timing und technischen Gespür meistert der 46jährige Startänzer in Five Variations on a Theme schnelle Pirouetten im Einklang zu Musik von J.S. Bach.

Den Abschluss und Höhepunkt bildete Kyliáns etwa 30minütige Choreographie Bella Figura zu u.a. Musik von Giuseppe Torelli, Giovanni Pergolesi, Lukas Foss und Vivaldi. Ästhetische Schönheit wird in körperlichen Gesten als Gedankenspiel befragt. Eindrucksvolle kollektive, akribisch synchrone Ensemble-Formationen illustrieren das Streben nach Vollkommenheit in der Gemeinschaft. Wechselnde Pas-de-deux und Soli loten das Vergehen der Zeit, Zweifel und Verletzlichkeit aus.

Ein sinnlicher, inspirierender Abend mit vielseitigen, teils gewagten Darbietungen voller Sorgfalt, technischer Versiertheit und geschicktem Timing.



Die Compañia Nacional de Danza aus Madrid mit Sad Case | Foto: © Alba Muriel

Ansgar Skoda - 23. Oktober 2022
ID 13867
Weitere Infos siehe auch: https://cndanza.mcu.es/


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